Regionale Produkte im Automaten: Bierßenhof in Altenbeken geht neue Wege

Der Milchpreis in Deutschland ist in den letzten Jahren stetig gefallen. Im Mai 2016 gab es für die Bauern je Liter Milch unter 20 Cent. Um kostendeckend arbeiten zu können, wäre mindestens das doppelte nötig. Das gibt es jedoch nur noch für Milch in Bio-Qualität. War der Bio-Markt bisher weniger vom Preiskampf betroffen, drängen immer mehr Betriebe in dieses Segment. Die Folge ist eine höhere Produktionsmenge und leicht sinkende Preise.

Ich habe mich mit Andreas Driller vom Bierßenhof in Altenbeken getroffen. Der Bierßenhof setzt seit 2008 auf ökologische Landwirtschaft und hat 2014 begonnen sich mit Direktvertrieb und einer Verbesserung der Wertschöpfungskette auseinanderzusetzen. Über die hofeigene Bergkäserei werden derzeit 10% der Milchproduktion verarbeitet und über einen Automaten am Hof sowie einem mobilen Verkaufsstand vermarktet.

Direktvertrieb durch Automaten am Hof

Direktvertriebhütte

24 Stunden, 7 Tage die Woche kann man Milch, Joghurt, Quark, Frischkäse und Schnittkäse aus eigener Produktion sowie Eier aus Buke und Würstchen aus Lichtenau im Automaten beim Bierßenhof kaufen.

Die Automaten, einer für Milch und einer für die restlichen Produkte, befinden sich in einer schönen Holzhütte direkt neben dem Bierßenhof auf der Höhe des Winterberges in Altenbeken. „Wienackerstraße 25, 33184 Altenbeken“ versteht das Navigationsgerät. Aus Altenbeken und Buke ist man in etwa 5 Minuten mit dem Auto beim Hof. Aus Paderborn kann man entweder über die B64 oder L755 über Benhausen und Neuenbeken in etwa 20 Minuten anreisen. Der Bauernhof befindet sich an der Route des Viadkutwanderwegs, wodurch sich der Einkauf der regionalen Produkte direkt mit einer kleinen Wanderung kombinieren lässt. Ein paar Meter entfernt befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem man über Altenbeken blicken kann. Parkplätze sind zwar nicht ausgeschrieben, es ist aber genügend Stellfläche vorhanden. Man sollte lediglich darauf achten keine Ein- und Ausfahrten zu blockieren.

Die Holzhütte selbst ist mit einem Bewegungssensor ausgestattet, sodass man auch nachts ohne Taschenlampe Produkte kaufen kann. Andreas hat mir erzählt, dass auch schon um 2 Uhr in der Früh Kunden da waren.

Geht man in die Hütte hinein sieht rechts einen Tisch mit dem Milchautomaten sowie Informationen zu den Produkten im zweiten Automaten, der sich auf der linken Seite befindet.

Der Milchautomat

Milchautomat Bierßenhof

Im Milchautomat gibt es täglich frische Rohmilch für einen fairen Preis von 1€ je Liter. Gefäße können, müssen aber nicht mitgebracht werden. Für 50 Cent Pfand kann man sich eine Glasflasche ausleihen (Früher 20 Cent, aber weil so wenig Flaschen zurück gegeben wurden, musste der Preis angehoben werden). Die Bedienung ist einfach. Man hält seine Flasche unter den kleinen Schlauch und drückt die Metallgabel dahinter hinunter bis die Flasche voll ist. Geld kommt in die Dose, die neben dem Automaten steht. Dabei wird den Kunden vertraut, dass sie sich korrekt verhalten. Unter dem Tisch kann man leere Flaschen und Gläser zurückgeben. Falls Hilfe benötigt wird, ist fast immer irgendwo am Hof jemand am arbeiten. Da es sich um Rohmilch handelt, wird empfohlen die Milch vor dem Verzehr abzukochen.

Ich habe ein kurzes Video gemacht, wie ich einen Liter Milch gezapft habe.

Die Flaschen können ungespült zurückgegeben werden. Einfach unter den Tisch mit dem Milchautomaten stellen. Hauptsache sie wandern nicht ins Altglas.

Andere regionale Produkte im Automaten

Der zweite Automat ist größer und bei der ersten Bedienung etwas komplizierter. Sobald man ihn einmal verstanden hat, ist es aber kein Problem. Auf der rechten Seite befinden sich zwei graue Knöpfe. Mit diesen lassen sich die Produkte im Automaten nach links und rechts drehen. Zwischen dem Sichtfenster und der Bedienfläche werden die Preise für die jeweils sichtbaren Produkte angezeigt. Dabei wird immer der Preis für das Produkt angezeigt, das man in der aktuellen Position aus dem Automaten nehmen könnte. Also pro Ebene ein Preis, der aber von Fach zu Fach unterschiedlich sein kann. Hat man sich für ein Produkt entschieden, wirft man entsprechend das Geld ein. Derzeit werden nur Münzen unterstützt. In Zukunft wird es auch möglich sein mit Scheinen zu bezahlen. Man muss keine Zahlen eingeben oder ähnliches, sondern kann einfach das entsprechende Fach öffnen.

1. Geld einwerfen
2. Drehen bis das gewünschte Fach bei der Klappe ist
3. Klappe aufschieben
4. Produkt entnehmen

Auch hier habe ich ein kleines Video gemacht.

Produkte aus Eigenproduktion und aus der Region

Milchprodukte aus Altenbeken

Die Milchprodukte werden in der eigenen Berkäserei aus der eigenen Milch hergestellt. Das Know How dafür stammt unter anderem aus der Käserei Schloss Hamborn. Mein Favorit ist der Mirabello. Ein halbfester Käse, der für mich wie festerer Mozzarella schmeckt. Verfeinert mit Kräutern und Knoblauch. Aber auch Schnittkäse, Joghurt, Quark und Butter sind lecker. Die Milch sowieso.

Ergänzt wird das Angebot derzeit durch Grillwaren vom Heggehof in Lichtenau. Natürlich auch bio. Die Schlachtung passiert in bio-zertifizierten Kleinbetrieben und die Verarbeitung in der eigenen Fleischerei, wobei auf Nitrit-Pökelsalz, Phosphat und Geschmacksverstärker verzichtet wird.

Die Eier stammen von einem Hof in Buke. Auch bio.

Somit kann man durch einen Besuch des Automaten alles oder einen Großteil des Bedarfs and Frischwaren decken.

Großteil der Produkte auch im Verkaufswagen

Verkaufswagen Bierßenhof
Neben dem Automaten werden die Milchprodukte aus der Bergkäserei Bierßenhof sowie die Eier aus Buke auch mit einem Verkaufswagen vertrieben. Ausgenommen ist die Rohmilch, welche aus rechtlichen Gründen nur direkt am Hof verkauft werden darf.

Mittwoch
Altenbeken, Marktplatz
9:00-12:30 und 16:00-19:00 Uhr

Freitag
Bad Lippspringe, Rathausplatz
8:00-12:30 Uhr

Samstag
Wewer, Biomarkt, unterhalb der katholischen Kirche
8:30-12:00 Uhr

Tolles Angebot

Ich bin begeistert. Statt dass die Milch quer durchs Land gefahren wird, um verarbeitet zu werden und dann wieder zurück, kann ich sie direkt kaufen. Sie kostet weniger als im Laden und es bleibt dennoch mehr beim Bauern. Auch die übrigen Produkte werden vor Ort erzeugt und verarbeitet. Ich sehe von meinem Schlafzimmerfenster die Kühe, aus deren Milch der Käse auf meinem Frühstückstisch gemacht wird. Durch den Automaten bin ich von keinen Öffnungszeiten abhängig, der Verkaufswagen bringt die Produkte in die umliegenden Gemeinden.

Aktuelle Infos rund um den Bierßenhof bekommt ihr auf deren Facebookseite.

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